Kapitel 8: Landschaftswandel und Raumplanung in der Schweiz – Wie wir unsere Umwelt gestalten

Die Landschaft, in der wir leben, ist nicht statisch. Sie verändert sich ständig, sowohl durch natürliche Prozesse als auch – und das immer stärker – durch den Menschen. In der Schweiz hat sich die Landschaft in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten dramatisch gewandelt. Dörfer sind zu Städten gewachsen, neue Strassen und Bahnlinien wurden gebaut, und die Art, wie wir das Land nutzen, hat sich stark verändert. Dieser Landschaftswandel bringt viele Vorteile, aber auch Herausforderungen mit sich, wie zum Beispiel die Zersiedelung. Um diese Entwicklungen in geordnete Bahnen zu lenken und unsere Lebensgrundlagen zu schützen, gibt es die Raumplanung. Sie versucht, die verschiedenen Interessen an der Nutzung des Bodens abzuwägen und eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.

Einen ersten Eindruck vom Wandel vermittelt die Tabelle zur "Entwicklung der Kulturlandschaft Schweiz" im "Arbeitsdossier - Woche 3" auf Seite 2.

Die sich wandelnde Schweizer Landschaft: Ein historischer Blick

Die Schweiz hat eine lange Geschichte der menschlichen Landschaftsprägung. Betrachten wir einige wichtige Phasen:

Das "Arbeitsdossier - Woche 3" bietet auf Seite 3 eine Beschreibung der Entwicklung der Kulturlandschaft bis ca. zu den Meliorationen. Die Karten von Bünzen/Boswil auf Seite 4 (1900-2010) und die Karten zum alten und neuen Besitzstand bei einer Güterzusammenlegung auf den Seiten 5 und 6 illustrieren diesen Wandel eindrücklich.

Die Zersiedelung: Wenn die Landschaft "ausfranst"

Die Zersiedelung ist ein zentrales Thema des Landschaftswandels in der Schweiz. Sie bezeichnet die unkontrollierte Ausdehnung von Siedlungsflächen in die freie Landschaft, oft mit geringer Dichte und ohne klare Abgrenzung zwischen Siedlung und Nicht-Siedlungsgebiet. Dies führt zu:

Frage (basierend auf Arbeitsdossier Woche 3, S.9, Frage 3): Welches sind die Hauptgründe der Zersiedelung in der Schweiz seit den 1950er Jahren? (Vgl. DOK Hüslischweiz ohne Ende, SFDRS, 2016)

Antwort einer gut vorbereiteten Schülerin: Seit den 1950er Jahren haben mehrere Faktoren zur Zersiedelung in der Schweiz beigetragen:

Der im "Arbeitsdossier - Woche 3" auf Seite 9 erwähnte Dokumentarfilm "Hüslischweiz ohne Ende" (SFDRS, 2016) beleuchtet diese Gründe sehr anschaulich.

Landschaft unter Druck: Die Arealstatistik

Wie stark die Landschaft in der Schweiz unter Druck steht, zeigt die Arealstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS). Sie erfasst die Bodennutzung und deren Veränderungen. Die Grafik im "Arbeitsdossier - Woche 3" auf Seite 8 zeigt, dass die Siedlungsflächen in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen haben (z.B. +23,4% im Zeitraum 1985-2009), während die Landwirtschaftsflächen abgenommen haben (-5,4%). Auch unproduktive Flächen sind leicht zurückgegangen, während bestockte Flächen (Wald und Gehölze) leicht zugenommen haben.

Frage (aus Arbeitsdossier Woche 3, S.8, Frage 2): Wie stark ist die Landschaft in der Schweiz unter Druck? Quantifizieren Sie anhand der Arealstatistik (Quelle: BFS). Zeigen Sie auch welche Landschaften am meisten gefährdet sind.

Antwort einer gut vorbereiteten Schülerin: Die Landschaft in der Schweiz steht erheblich unter Druck, was sich anhand der Arealstatistik des BFS quantifizieren lässt. Im Zeitraum 1985-2009 (gemäss der Grafik im Dossier) hat die Siedlungsfläche um 23,4% zugenommen. Gleichzeitig ist die Landwirtschaftsfläche um 5,4% geschrumpft. Die unproduktiven Flächen haben um 1,1% abgenommen, während die bestockten Flächen (Wald und Gehölze) um 3,1% zugenommen haben. Am meisten gefährdet durch die Ausdehnung der Siedlungsflächen sind demnach die Landwirtschaftsflächen, insbesondere das fruchtbare Kulturland im Mittelland, das oft für neue Wohn- und Gewerbegebiete beansprucht wird.

Raumplanung in der Schweiz: Ordnung für unsere Umwelt

Um den Landschaftswandel zu steuern und die negativen Folgen der Zersiedelung einzudämmen, gibt es die Raumplanung. Sie ist eine wichtige staatliche Aufgabe.

Ziele und Grundlagen

Das wichtigste Gesetz ist das Raumplanungsgesetz (RPG) des Bundes. Es legt fest, dass Bund, Kantone und Gemeinden dafür sorgen müssen, dass der Boden haushälterisch genutzt wird und das Baugebiet vom Nichtbaugebiet getrennt wird. Ziel ist eine geordnete Besiedlung des Landes und die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen sowie der landschaftlichen Vielfalt.

Frage (aus Arbeitsdossier Woche 3, S.9, Frage 4): Welches ist die in der Bundesverfassung festgehaltene Zielsetzung der Raumplanung?

Antwort einer gut vorbereiteten Schülerin: Die in der Bundesverfassung (Art. 75 BV) und im Raumplanungsgesetz (RPG Art. 1) festgehaltene Hauptzielsetzung der Raumplanung ist die haushälterische Nutzung des Bodens und die geordnete Besiedlung des Landes. Der Bund legt Grundsätze fest, die Kantone sorgen für deren Umsetzung. Die Planung soll die natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden, Luft, Wasser, Wald und die Landschaft schützen, die zweckmässige und schonende Nutzung des Bodens fördern, eine dezentrale Besiedlung und Wirtschaft anstreben und die Versorgungssicherheit des Landes gewährleisten. Ein Kernanliegen ist die Trennung von Baugebiet und Nichtbaugebiet.

Die genauen Bestimmungen sind im "Raumplanungsgesetz" (Auszug im "Arbeitsdossier - Woche 3", Seite 10) nachzulesen, insbesondere Art. 1 und Art. 2.

Akteure und Instrumente

Die Raumplanung ist eine Verbundaufgabe:

Das Schema "Instrumente und Akteure" im "Arbeitsdossier - Woche 3" auf Seite 10 visualisiert diesen hierarchischen Aufbau von der übergeordneten Planung bis zur konkreten Nutzungsregelung.

Frage (aus Arbeitsdossier Woche 3, S.9, Frage 5a): Wem obliegt die Hauptverantwortung der Raumplanung?

Antwort einer gut vorbereiteten Schülerin: Die Hauptverantwortung für die Raumplanung obliegt gemäss Raumplanungsgesetz den Kantonen. Sie müssen kantonale Richtpläne erstellen und dafür sorgen, dass die Gemeinden ihre Nutzungspläne diesen übergeordneten Zielen anpassen.

Frage (aus Arbeitsdossier Woche 3, S.9, Frage 5b): Welches ist die Rolle der Gemeinden in der Raumplanung?

Antwort einer gut vorbereiteten Schülerin: Die Gemeinden spielen eine zentrale Rolle in der konkreten Umsetzung der Raumplanung. Ihre Hauptaufgabe ist die Erstellung und der Erlass der Nutzungspläne, insbesondere der Zonenpläne. Diese Pläne legen parzellenscharf fest, wo und wie gebaut werden darf (z.B. Bauzonen für Wohnen, Arbeiten), wo Landwirtschaft betrieben wird (Landwirtschaftszonen) und welche Gebiete geschützt sind (Schutzzonen). Die Nutzungspläne der Gemeinden müssen mit dem kantonalen Richtplan übereinstimmen und sind für die Grundeigentümer verbindlich.

Zukünftige Herausforderungen: Zersiedelung stoppen

Ein zentrales Ziel der aktuellen und zukünftigen Raumplanung ist es, die Zersiedelung zu stoppen. Dies soll erreicht werden durch:

Die Strategien zur Begrenzung von Agglomerationen und zur Verdichtung sind im "Arbeitsdossier - Woche 3" auf Seite 10 (Quelle: Bundesamt für Raumplanung) aufgeführt.

Frage (aus Arbeitsdossier Woche 3, S.9, Frage 6a): Ein zentrales Ziel der Raumplanung der Zukunft ist die Zersiedelung zu stoppen. Beschreiben Sie, wie dies bewerkstelligt werden soll.

Antwort einer gut vorbereiteten Schülerin: Die Zersiedelung soll vor allem durch eine Siedlungsentwicklung nach innen bewerkstelligt werden. Das bedeutet, dass anstatt immer neue Flächen ausserhalb der bestehenden Siedlungen zu überbauen, die Entwicklung innerhalb der bereits bestehenden Bauzonen stattfinden soll. Konkrete Massnahmen sind:

Ziel ist es, Kulturland zu schonen und die Ausdehnung der Siedlungen zu begrenzen.

Die Frage 6b fordert ein Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung. Hierfür müsste man lokale Kenntnisse oder Recherche im Rahmen der Arbeitsmaterialien (wie dem DOK Hüslischweiz) nutzen.

Die Raumplanung ist ein kontinuierlicher Prozess des Abwägens verschiedener Interessen – Wohnen, Arbeiten, Verkehr, Landwirtschaft, Natur- und Landschaftsschutz. Eine sorgfältige Planung ist entscheidend, um die Lebensqualität in der Schweiz langfristig zu sichern und die Landschaft als wertvolle Ressource zu erhalten.