3.1 Grundlagen des Stoffwechsels
Autotrophe vs. Heterotrophe Lebewesen
- Autotrophe Lebewesen:
- "Selbsternährend" (z.B. Pflanzen, Algen, einige Bakterien).
- Stellen energiereiche organische Stoffe (z.B. Glucose) aus einfachen anorganischen Stoffen (wie CO₂ und H₂O) selbst her.
- Die Energiequelle dafür ist meist Lichtenergie (Fotosynthese), seltener chemische Energie (Chemosynthese).
- Heterotrophe Lebewesen:
- "Fremdernährend" (z.B. Tiere, Pilze, die meisten Bakterien).
- Nehmen energiereiche organische Stoffe über die Nahrung auf, die von autotrophen Organismen produziert wurden oder von anderen heterotrophen Organismen stammen.
Zellstoffwechsel – Hauptvorgänge
Der Zellstoffwechsel umfasst alle chemischen Umsetzungen in einer Zelle und lässt sich in vier Hauptvorgänge gliedern:
- Stoffaufnahme in die Zelle und Stofftransport in der Zelle.
- Assimilation (Aufbau):
- Aufbau körpereigener, energiereicher organischer Stoffe aus einfacheren Bausteinen.
- Dieser Prozess ist energieverbrauchend.
- Beispiel: Fotosynthese bei Pflanzen (Aufbau von Glucose aus CO₂ und H₂O unter Energieeinsatz). Lat. "assimilare" = zusammenbauen, eingliedern.
- Dissimilation (Abbau):
- Abbau energiereicher organischer Stoffe zur Energiegewinnung.
- Die freigesetzte Energie wird meist in Form von ATP (Adenosintriphosphat) gespeichert und für Lebensvorgänge genutzt.
- Beispiel: Zellatmung (Abbau von Glucose mit Sauerstoff zu CO₂ und H₂O unter ATP-Gewinn). Lat. "dissimilare" = entzwei teilen.
- Abgabe von Abfallstoffen.
In allen Zellen laufen ständig Assimilations- und Dissimilationsprozesse ab.
Stoffwechsel bei Pflanzen (Autotrophie)
- Fotosynthese (Assimilation): Findet in den Chloroplasten statt.
- Reaktionsgleichung: 6 CO₂ + 6 H₂O + Lichtenergie → C₆H₁₂O₆ (Glucose) + 6 O₂
- Pflanzen nehmen CO₂ aus der Luft (über Spaltöffnungen) und H₂O aus dem Boden (über Wurzeln) auf.
- Reaktionsgleichung:
- Zellatmung (Dissimilation): Findet in den Mitochondrien statt (Tag und Nacht).
- Reaktionsgleichung: C₆H₁₂O₆ (Glucose) + 6 O₂ → 6 CO₂ + 6 H₂O + Energie (ATP)
- Pflanzen verbrauchen einen Teil der selbst hergestellten Glucose für ihren eigenen Energiebedarf.
- Reaktionsgleichung:
Zusammenhang Fotosynthese und Zellatmung: Es besteht ein Kreislauf der Stoffe CO₂, H₂O, O₂ und Glucose zwischen diesen beiden Prozessen. Sonnenlicht ist die primäre Energiequelle.
Stoffwechsel bei Tieren (Heterotrophie)
- Nahrungsaufnahme und Verdauung: Aufnahme organischer Stoffe (Kohlenhydrate, Fette, Proteine). Zerlegung in kleinere Bausteine (z.B. Einfachzucker, Fettsäuren, Glycerin, Aminosäuren).
- Bei Einzellern oft durch Endocytose (Nahrungsvakuolenbildung) und intrazelluläre Verdauung (Lysosomen), gefolgt von Exocytose unverdaulicher Reste.
- Assimilation: Aufbau körpereigener organischer Stoffe aus den aufgenommenen und verdauten Nahrungsbausteinen (energieverbrauchend).
- Zellatmung (Dissimilation): Abbau von z.B. Glucose (aus der Nahrung oder körpereigenen Speichern) in den Mitochondrien zur ATP-Gewinnung.
- Reaktionsgleichung: C₆H₁₂O₆ (Glucose) + 6 O₂ → 6 CO₂ + 6 H₂O + Energie (ATP)
- Reaktionsgleichung:
3.2 Zellorganellen des Stoffwechsels & Enzyme
Chloroplasten (Ort der Fotosynthese)
- Funktion: Assimilationsprozess – Umwandlung von Lichtenergie in chemische Energie (gespeichert in Glucose).
- Bau:
- Doppelmembran (äußere und innere Membran).
- Stroma: Flüssiges Inneres, enthält Enzyme für die Dunkelreaktion.
- Thylakoide: Membransäckchen im Stroma, oft zu Stapeln (Grana, Sg. Granum) angeordnet. Enthalten Chlorophyll und andere Pigmente für die Lichtreaktion.
- Die Stapelung der Thylakoide dient der Oberflächenvergrößerung für eine effiziente Lichtabsorption.
- Reaktionsgleichung der Fotosynthese: 6 CO₂ + 6 H₂O + Lichtenergie → C₆H₁₂O₆ + 6 O₂
- Gasaustausch (CO₂-Aufnahme, O₂-Abgabe) erfolgt bei Landpflanzen hauptsächlich über Spaltöffnungen (Stomata) der Blätter.
Mitochondrien (Ort der Zellatmung)
- Funktion: Dissimilationsprozess – Energiefreisetzung aus organischen Molekülen (v.a. Glucose) und Produktion von ATP, der universellen Energiewährung der Zelle.
- Bau:
- Doppelmembran (äußere glatt, innere stark gefaltet).
- Innere Membran: Bildet Falten (Cristae), die die Oberfläche stark vergrößern. Hier finden wichtige Schritte der Zellatmung (Atmungskette, ATP-Synthase) statt.
- Matrix: Flüssiges Inneres, enthält Enzyme für den Citratzyklus.
- Reaktionsgleichung der Zellatmung: C₆H₁₂O₆ + 6 O₂ → 6 CO₂ + 6 H₂O + Energie (ca. 38 ATP pro Glucosemolekül)
- Alle Lebewesen (Pflanzen, Tiere, Pilze, viele Einzeller) mit Sauerstoffbedarf betreiben Zellatmung.
ATP (Adenosintriphosphat) als Energieüberträger
- Funktion: ATP ist die universelle Energiewährung der Zelle. Es speichert chemische Energie in energiereichen Phosphatbindungen und gibt sie bei Bedarf für zelluläre Prozesse ab.
- Zyklus: ATP → ADP (Adenosindiphosphat) + P (Phosphat) + Energie (für Zellarbeit)
ADP + P + Energie (aus Zellatmung/Fotosynthese) → ATP - Warum ATP und nicht direkt Glucose?
- Energie aus ATP ist schnell freisetzbar (Spaltung einer Bindung).
- ATP ist universell einsetzbar für verschiedenste energieverbrauchende Prozesse (Bewegung, Transport, Synthesen).
- Die Energie ist in kleinen, handhabbaren Portionen "verpackt" (ca. 38 ATP-Moleküle pro Glucosemolekül), was eine feinere Regulation ermöglicht und Energieverschwendung reduziert (vergleichbar mit Kleingeld statt großem Schein).
Enzyme (Biokatalysatoren)
- Definition: Enzyme sind meist Proteine, die als Katalysatoren biochemische Reaktionen beschleunigen, indem sie die Aktivierungsenergie herabsetzen.
- Sie werden bei der Reaktion nicht verbraucht und gehen unverändert aus ihr hervor.
- Eigenschaften:
- Substratspezifität: Jedes Enzym bindet nur an ein bestimmtes Substrat (oder eine Gruppe sehr ähnlicher Substrate) – nach dem Schloss-Schlüssel-Prinzip. Die Bindungsstelle am Enzym heißt aktives Zentrum.
- Wirkungsspezifität: Jedes Enzym katalysiert nur eine bestimmte Reaktion seines Substrats.
- Werden selbst bei der Reaktion nicht verändert.
- Abhängigkeit von äußeren Faktoren:
- Temperatur: Jedes Enzym hat ein Temperaturoptimum. Bei zu hohen Temperaturen denaturieren Proteine (irreversible Strukturveränderung, Verlust der Funktion). RGT-Regel (Reaktionsgeschwindigkeit-Temperatur-Regel): Erhöhung der Temperatur um 10°C verdoppelt etwa die Reaktionsgeschwindigkeit (bis zum Optimum).
- pH-Wert: Jedes Enzym hat ein pH-Optimum. Extreme pH-Werte führen ebenfalls zur Denaturierung.
- Fast alle Stoffwechselprozesse im Körper sind enzymkatalysiert. Der Mensch besitzt tausende verschiedene Enzyme.